Weidemanagement bei Schafen: Ein Leitfaden für nachhaltige Weidewirtschaft
von DI Jakob Behmann, Direktor Bäuerliches Schul- und Bildungszentrum Hohenems
Weidemanagement ist ein zentraler Bestandteil der Schafhaltung und beeinflusst sowohl die Gesundheit der Tiere als auch die Nachhaltigkeit der landwirtschaftlichen Nutzung. Ein durchdachtes Weidemanagement kann zur Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit, zur Vermeidung von Krankheiten und zur optimalen Nutzung des Futters beitragen. In diesem Artikel werden verschiedene Aspekte des Weidemanagements bei Schafen behandelt, darunter Weidearten, Rotationssysteme, Futterqualität und Herausforderungen.
Grundlagen des Weidemanagements
Ein effektives Weidemanagement beginnt mit der Auswahl der Weideflächen und der Berücksichtigung von Faktoren wie Bodenbeschaffenheit und Pflanzenbestand. Dabei spielt die Weidepflege eine wichtige Rolle, um die Qualität des Futters sicherzustellen und einer Überweidung entgegenzuwirken. Wichtige Grundprinzipien sind:
- Regelmäßige Kontrolle der Weiden auf Pflanzenwachstum und -zusammensetzung
- Vermeidung von Trittschäden durch zu hohe Tierbestände
- Anpassung der Beweidungszeiten an das Pflanzenwachstum
- Durchführung gezielter Weidepflegemaßnahmen zur Förderung eines gesunden Pflanzenbestands
- Düngung, Nachsaat, Pflanzenschutz
Weidearten und ihre Nutzung
Es gibt verschiedene Weidearten, die je nach Betriebsstruktur und Standortbedingungen genutzt werden können:
- Wechselweide: Fläche wird abwechselnd gemäht und beweidet, erfordert eine intensivere Pflege.
- Vorteile: höhere Futterqualität, bessere Flächennutzung, bessere Boden- und Pflanzengesundheit, höherer Ertrag über die Saison.
- Nachteile: höherer Arbeitsaufwand, Gefahr durch Trittschäden, erfordert angepasste Tierhaltung, nicht für alle Böden geeignet
- Koppelweiden: Hierbei wird die Weide in kleinere Parzellen unterteilt, die abwechselnd genutzt werden, um eine Regeneration des Pflanzenbestands zu ermöglichen.
- Vorteile: Bessere Kontrolle über die Futteraufnahme, Regeneration der Weideflächen, geringere Parasitenbelastung. Fläche kann gedüngt werden.
- Nachteile: Höherer Arbeitsaufwand durch häufige Umstellung der Tiere.
- Standweiden: Eine Form der Beweidung, bei der die Tiere längere Zeit auf einer Weide verbleiben.
- Vorteile: Geringer Arbeitsaufwand, große Parzellen, Pflanzenvielfalt.
- Nachteile: Erhöhte Parasitenbelastung, stärkere Beanspruchung des Bodens und der Vegetation. Geringe Erträge.
Weidepflege und Nachsaat
Eine gezielte Weidepflege ist notwendig, um den Ertrag und die Futterqualität langfristig zu sichern. Folgende Maßnahmen tragen zur Erhaltung und Verbesserung der Weideflächen bei:
- Mulchen oder Abschleppen: Zur Verteilung von Dung und Förderung eines gleichmäßigen Pflanzenwachstums. Aussamen der Unkräuter verhindern.
- Nachsaat: Um entartete Weiden zu regenerieren, kann eine Nachsaat mit ertragreichen und widerstandsfähigen Gräsern erfolgen. Geeignete Arten sind:
- Englisches Raigras (Lolium perenne): Schnellwachsend, hohe Futterqualität und gute Narbenbildung.
- Wiesenrispe (Poa pratensis): Widerstandsfähig gegen Trittschäden, bildet dichte Grasnarbe.
- Weißklee (Trifolium repens): Stickstofffixierung, verbessert den Proteingehalt der Weide und unterstützt das Pflanzenwachstum.
- Weidepause: Durch kontrollierten Wechsel von Beweidung und Ruhephasen kann sich der Pflanzenbestand regenerieren. Besatz: Verhältnis von Fläche zu Tieren, besser viel Tiere kurze Zeit auf der Fläche und dann lange Pause zur Regeneration
- Unkrautkontrolle: Mechanische oder biologische Methoden zur Reduzierung unerwünschter Pflanzenarten um den Bestand ertragreich zu halten und das Fressverhalten der Tiere zu verbessern.
Weidevorbereitung
Bereiten sie die Tiere langsam auf die Weide vor, gut wäre eine Umstellzeit von 2 Wochen, damit sich die Pansen Mikrobiologie anpassen kann. Gewährleisten sie eine gute Mineralstoffversorgung der Tiere. Klauenpflege in der Stallphase erledigen und nur Tiere mit geringer Parasitenbelastung auf die Weide bringen. Die richtige Weidedauer hängt von Faktoren wie dem Graswachstum, der Jahreszeit und der Bodenfeuchte ab. Ein flexibler Weideplan, der an die Bedingungen angepasst wird, ist essenziell. Es gibt einen klaren Zusammenhang zwischen Futterqualität Parasitendruck und Arbeitsaufwand, der sich aber lohnt.
Futterqualität und Nährstoffversorgung
Die Weide stellt die Hauptfutterquelle für Schafe dar und muss daher eine ausgewogene Nährstoffversorgung gewährleisten. Wichtig sind:
- Artenreiche Weidebestände mit Gräsern, Leguminosen und Kräutern
- Ausreichender Rohfasergehalt zur Förderung der Wiederkautätigkeit
- Ergänzungsfutter bei Nährstoffmangel in der Vegetationsruhe Raufutter bei zu wenig Faser im Futter oder zu Eiweißreichem Aufwuchs im Frühjahr oder Herbst
Eine regelmäßige Analyse der Futterqualität kann helfen, Defizite frühzeitig zu erkennen und gezielt gegenzusteuern.
Parasitenmanagement bei Schafen und Lämmern
Parasiten sind eine der größten Herausforderungen in der Schafhaltung, da sie zu Leistungseinbußen, Wachstumsstörungen und gesundheitlichen Problemen führen können. Besonders betroffen sind Lämmer, da ihr Immunsystem noch nicht voll entwickelt ist.
Häufige Parasiten und ihr zeitliches Auftreten:
- Magen-Darm-Strongyliden (z. B. Haemonchus contortus): Hauptsächlich in den warmen Monaten aktiv, oft von Frühjahr bis Herbst.
- Leberegel (Fasciola hepatica): Vor allem in feuchten Regionen ein Problem, verstärkt im Herbst und Winter.
- Lungenwürmer: Treten vermehrt in feuchten Perioden auf und befallen vor allem Jungtiere.
- Kokzidien: Besonders bei Lämmern im Stall oder auf stark frequentierten Weiden.
Parasitenmanagement und Entwurmung
Ein effektives Parasitenmanagement umfasst folgende Maßnahmen:
- Weidehygiene: Regelmäßige Weidewechsel im Rotationssystem reduzieren die Parasitendichte.
- Gezielte Entwurmung: Statt routinemäßiger Entwurmung sollten Kotproben regelmäßig untersucht und nur betroffene Tiere behandelt werden (selektive Entwurmung). Jährlicher Wechsel der Entwurmungsmittel
- Strategische Weidenutzung: Lämmer und anfällige Tiere sollten auf „saubere“ Weiden mit geringer Parasitenlast gebracht werden.
- Einsatz alternativer Methoden: Pflanzen mit antiparasitärer Wirkung (z. B. bestimmte Kräuter) und angepasste Fütterung können das Immunsystem stärken. Esparsette und Weidezichorie scheinen geeignete Kandidaten zu sein.
- Wechsel der Anthelminthika: Um Resistenzen zu vermeiden, sollten verschiedene Wirkstoffe abwechselnd eingesetzt werden.
- Quarantäne für neue Tiere: Neu zugekaufte Tiere sollten vor dem Weideaustrieb auf Parasiten untersucht und gegebenenfalls behandelt werden.
Aktuell wird in mehreren Ländern versucht auf Parasitenresistenz zu züchten, dies schein ein erfolgversprechender Ansatz zu sein, dauert aber Jahrzehnte.
Ein nachhaltiges Weidemanagement bei Schafen erfordert eine gute Planung, regelmäßige Kontrollen und eine flexible Anpassung an Umweltbedingungen. Durch den gezielten Einsatz von Rotationsweiden, einer vielseitigen Futtergrundlage und vorbeugenden Maßnahmen gegen Parasiten und Bodenschäden kann eine effiziente und umweltfreundliche Schafhaltung sichergestellt werden. Landwirt:innen, die diese Prinzipien befolgen, können sowohl die Gesundheit ihrer Tiere als auch die Produktivität ihrer Weideflächen langfristig sichern.
Foto: Daniela Köppl
22.04.2025Zurück